20 Jahre europäische Integration

Als vor 20 Jahren der Oberrheinrat ins Leben gerufen wurde, war nicht abzusehen, ob das Experiment eines trinationalen Beratungsgremiums als politisches Sprachrohr gelingen würde. Dieses Experiment ist geglückt! Denn der Oberrheinrat hat viel geschafft: Zu den neuesten Resolutionen gehört beispielsweise die Stärkung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit des Rettungswesens. Damit beweist der Oberrheinrat, wie wichtig ihm die Menschen sind, die hier beidseits der nationalen Grenzen leben. Ein Verdienst aber ist dem Gremium ganz besonders hoch anzurechnen: Es hat den politischen Diskurs über die Grenzen der Nationalstaaten hinweg institutionalisiert. Die Erkenntnis, dass durch Zusammenarbeit mit den Nachbarn Mehrwerte entstehen, hat sich durchgesetzt. Die Oberrheinregion lebt damit wie kaum eine andere den Gedanken der europäischen Integration. Aber der Oberrheinrat kann sich auch nach 20 Jahren nicht zurücklehnen und wie junge Leute in diesem Alter sagen, „chillen“. Oder wie in der vergangenen Woche ein bekannter Unternehmer aus dem Dreiländereck in der Presse geäußert hat: Der Oberrheinrat sei jetzt erwachsen, er müsse kritischer und lauter seine Stimme erheben. Diese Ermutigung nehmen wir gerne auf. Für den Oberrheinrat kann ich auf jeden Fall zusagen, dass wir uns auch weiterhin tatkräftig dafür einsetzen werden, in unserer herrlichen Region die noch bestehenden Hindernisse abzubauen, die das alltägliche Leben der Menschen erschweren. Die grenzüber-schreitende Zusammenarbeit ist eine Daueraufgabe und Kernkompetenz des Oberrheinrats. Auch wollen wir unsere bereits guten Beziehungen zur Oberrheinkonferenz, in welcher die Verwaltungen zusammenkommen, weiter intensivieren. Der Oberrheinrat deckt ein breites Spektrum an Themen und Positionen ab: Denken wir nur an die Energiepolitik, zu der sich auch im Oberrheinrat– Stichwort: Kernkraft.  – die unterschiedlichen Auffassungen widerspiegeln, die in den einzelnen Regionen bestehen. Das gehört zur Vollständigkeit dazu. Aktuell herausgefordert wird Europa und auch der Oberrheinraum durch Kräfte, die nationaler Abschottung das Wort reden, was unserer trinationalen Zusammenarbeit zutiefst widerspricht. Die Wahrung des gesellschaftlichen Zusammenhalts ist dieser Tage zu einer der drängendsten Aufgaben geworden. Die Antwort auf die Frage, wie mit einer zunehmenden Radikalisierung hier am Oberrhein umgegangen werden kann, soll deshalb verstärkt auch im Oberrheinrat behandelt werden. Ich möchte Sie aber auch dazu einladen, sich in Ihrem täglichen Leben Radikalisierungstendenzen entgegen zu stellen und sich für offene, tolerante Gesellschaften einzusetzen. Denn, was sind die Stärken des Oberrheinraums? Es sind Offenheit, Austausch und Toleranz. Für diese Werte wird sich der Oberrheinrat auch in Zukunft stark machen. Der Oberrheinrat ist ein Ideengeber für die Region und als ein Musterbeispiel für gelungene grenzüberschreitende Zusammenarbeit auch darüber hinaus. Und er ist nah an den Menschen – er beschäftigt sich mit den Fragestellungen, die die Menschen hier in der Grenzregion umtreiben und kann die richtigen Antworten geben. Hier geht es zur offiziellen Pressemitteilung des Oberrheinrats.

Hier beim Festakt am 13.7.2017 zum 20. Geburtstag des Oberrheinrats im historischen Kaufhaus in Freiburg.

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