Kluge Finanzierung einer Reaktivierungsstrecke in der Nachbarschaft

Im April lud ich den verkehrspolitischen Sprecher der Grünen Landtagsfraktion, Niklas Nüssle, ins Kandertal ein, damit er sich ein Bild von der möglichen Reaktivierungsstrecke machen konnte. Er sieht überhaupt keinen Grund, noch weiter mit einem Antrag auf Reaktivierung der Kandertalstrecke zu warten. Die Vorteile für die Menschen im Kandertal lägen alle auf der Hand.  Mehr können Sie in seiner Pressemitteilung lesen.
Nach dem positiven Votum des Kreistags vor einigen Jahren, hat das Landratsamt einige Studien in Auftrag gegeben, zuletzt an die Firma SMA. Diese kommt auf Investitionskosten von ca. 89 Mio Euro. Ein weiterer Fachmann, der schon die Reaktivierung der Wutachtalbahn in Angriff genommen hat, kommt dagegen im April 2024 auf ca. 13 Mio Euro, wie ebenso zuvor ein von der IG Kandertalbahn beauftragter Fachmann, der das SMA-Gutachten als viel zu teuer bezeichnete! Dieser Unterschied liegt v.a. daran, dass SMA die komplette Infrastruktur der Kandertalbahn (KTB) neu bauen möchte und 0% des Bestandes verwendet. Zudem wird ein neues  Ausweichgleis in Wittlingen von Seiten SMA in die Kosten eingeplant, welches jedoch nur bei einem 1/2-Stundentakt der Kandertal-S-Bahn benötigt wird. Allerdings finanziert das Land bei einem Fahrgastaufkommen von 1000-1200 Fahrgästen/Tag „nur“ einen 1-Stundentakt. Also braucht es dieses Ausweichgleis überhaupt nicht (ab ca. 7500 Fahrgästen pro Tag finanziert das Land Baden-Württemberg einen 1/2-Stundentakt). Die Frage stellt sich, warum der nach eigenen Aussagen des Landratsamtes finanzschwache Landkreis Lörrach einen Planungsauftrag gibt, der die Kosten für den Landkreis und für die Reaktivierungskosten insgesamt in die Höhe treibt?
Nun werde ich Ende April mit der IG Kandertalbahn der Wutachtalbahn und dem dortigen Bürgermeister Burger in Stühlingen einen Besuch abstatten. Dort geht es vor allem um die kluge Finanzierung der Beteiligten: Wutachtalbahn-Betriebsleiter Brinkmann und Bgm Burger nutzen konsequent schon seit Jahren vor der kompletten Reaktivierung das Landeseisenbahnfinanzierungsgesetz (LEFG) , um 75% der Ertüchtigungs-Kosten  vom Land schon jetzt bezahlt zu bekommen. So könnte auch der Zweckverband Kandertalbahn schon heute z.B. die sicher für die Reaktivierung verbleibenden Bahnübergänge  oder die Signaltechnik modernisieren (Sonntags für die Museumsbahn und werktags dann für den ÖPNV nutzen). Seit mindestens 10 Jahren erhält die KTB in der Regel 200.000.- pro Jahr aus dem LEFG, womit sie v.a. die Gleiserneuerung betreibt. Das ist vor allem den ehrenamtlichen HelferInnen zu verdanken, doch wäre viel mehr Geld raus zu holen, wenn der Landkreis schon dem Zweckverband Kandertalbahn finanziell mit den fehlenden 25% Kostenbeteiligung unter die Arme greifen würde.

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