Es freut mich sehr, dass das Landratsamt gestern nun endlich, Dank eines Beschlusses des Kreistags, die Verkehrsstudie Kandertalbahn öffentlich vorgestellt hat. In Kürze wird dann – so hoffe ich – die umfassende Studie online auf der Homepage des Landratsamtes einsehbar sein.
Bei der Vorstellung der Studie machten die Gutachter deutlich, dass der gleichzeitige Betrieb der Museumsbahn und der S-Bahn möglich ist. Eine weitere Erkenntnis war, dass die Bus- oder Bus-/Bahnverbindung von Kandern nach Lörrach schneller als eine Schienenverbindung über Weil am Rhein ist. Eine S-Bahn Kandern bis nach Basel aber schneller als der Bus wäre. Ich halte eine direkte Durchbindung der S7 von Kandern nach Basel SBB im Endausbau für die effizienteste und leistungsstärkste Lösung.
Die Möglichkeit, dass statt einer S-Bahn noch länger ein umfangreiches Buskonzept im Kandertal zum Tragen kommen könnte, wie gestern ebenfalls vorgestellt , sehe ich jedoch kritisch. Im Verhältnis zu einem solchen Buskonzept würde der Betrieb mit der S-Bahn Kandertal (S7) mehr Menschen auf den ÖPNV bringen. Zudem würde eine S7 die Region schneller in Richtung klimaschützenden Verkehr bringen. Dies zeigen auch klar Zahlen des Umweltbundesamtes: Die CO2-Emissionen von Linienbussen liegen hiernach rund 30 Prozent über denen von Nahverkehrszügen.
Nach dem vorgestellten Planungszeitraum vom zuständigen Dezernenten im Landratsamt, Ulrich Hoehler, soll jedoch zuerst das umfassende Buskonzept 2026 realisiert werden und dann vielleicht ein S-Bahnausbau bis 2035 in Betracht gezogen werden. Das halte ich für zu wenig ambitioniert, damit die Klimaziele in Deutschland und der Region erreicht werden. Wir können den umweltschonenden S-Bahn-Verkehr nicht auf die lange Bank schieben.
Es gibt auch weitere Argumente für meinen Vorschlag:
Verkehrskonzepte für Busse werden üblicherweise vom Fern- und Regionalverkehr abgeleitet – hier verfährt man gerade anders herum. Zudem macht dieses Vorgehen das Projekt für den Landkreis viel teurer, da Fördermittel des Landes für den Schienenverkehr nicht rechtzeitig abgerufen werden können. Wenn die 13 Kilometer der Kandertalbahn unter die ersten 100 Kilometer reaktivierte Bahnstrecken fallen, übernimmt das Land die Betriebskosten dieser S-Bahn. Den Busverkehr muss der Landkreis zuständigkeitshalber weitestgehend selbst tragen.
Ich schlage daher ein zweistufiges Vorgehen vor:
Zunächst verkehrt ab Dezember 2026 (wo die Busbetriebslizenzen der bestehenden Buslinien ablaufen) die S7 von Kandern – Haltingen mit den Batterie-Elektrisch betriebenen Flirts von Stadler und ein Buskonzept wird an diese neue S-Bahn angepasst. Haltingen wird dann zum Verkehrsknoten, wo in alle Richtungen auf die Schiene und Busse umgestiegen werden kann. Aufgeladen werden die Züge am End- und Zielbahnhof, so dass auf eine teure Elektrifizierung der ganzen 13 Kiometer verzichtet werden kann. Sobald die Rheintalstrecke es verkehrlich zulässt, sollte die S7 nach Basel SBB durchgebunden werden, wo die Züge die Oberleitung zum Aufladen der Batterie nutzen können.
Ich sehe weiterhin sehr gute Chancen für eine attraktive S-Bahn auf der Kandertalstrecke. Es sind für eine Reaktivierung im Wesentlichen keine komplizierten Bauwerke notwendig. Unter Berücksichtigung der schon in einer Studie von 2011 ermittelten Kosten zuzüglich Steigerungen durch Inflation, dürfte die Reaktivierung nicht wesentlich mehr als 30 Mio. Euro kosten. Dies leite ich auf der Grundlage der Kosten für sich bereits in der Reaktivierung befindenden Strecken ab. So zum Beispiel die laufende Reaktivierung der ca. 20 km langen Hermann-Hesse-Bahn, deren Baukosten auf 49 Millionen Euro beziffert werden, die aber Tunnel und Brücken umfasst!
Damit ist die Kandertal-S-Bahn mit seiner S7 in erreichbarer Nähe!
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