2021 war für die Kandertal-S-Bahn ein gutes Jahr: Mit der Förderzusage des Landes für die Machbarkeitsstudie nahm der Prozess Fahrt auf. 2022 lässt sich so beschreiben: Man sitzt in einem langsamer werdenden Zug, während der Zugführer nur unvollständig informiert, um dann nach einer Vollbremsung mitzuteilen, dass der Zug nicht weiterfährt – und das auf freier Strecke.

Hier beim Besuch des Landesverkehrsministers Winne Hermann in Haltingen.
Schon beim ersten Bericht zur Studie im Februar überraschte mich der Fokus des Landratsamts Lörrach auf ein Buskonzept für das Kandertal. Ebenso, dass im zweiten Schritt mit einer S7 nach Basel und einer S5 nach Lörrach gleich ein Halbstundentakt in einer Machbarkeitsstudie untersucht werden sollte. Dies obwohl, verglichen mit der heutigen Situation, die Fahrt von Kandern mit einer S7 wesentlich attraktiver würde; die mit der S5 nicht. Dennoch bescheinigte man im Juli der Kandertal-S-Bahn mit dieser bis heute noch nicht abgeschlossenen Machbarkeitsstudie die Unwirtschaftlichkeit. Dies, ohne Ergebnisse und Methoden der Studie vollständig zu veröffentlichen. Viele Fragen bleiben offen: Neben den eben genannten auch die Frage, ob für die Finanzen des Kreises eine S-Bahn nicht besser wäre? Denn die Kosten für den Busverkehr muss der Landkreis zu fast 100% tragen, während der Schienenverkehr durch das Land großzügig gefördert wird.

So kann man die Kandertalstrecke befahren – man könnte aber auch neueres Zugmaterial nehmen, wie zum Beispiel ein Hybridzug auf der Basis von Batterie (Kandern-Haltingen) und Stromabnehmer (Haltingen – Basel).
Dass die „Vollbremsung“ nicht notwendig war, zeigte die ergänzende Betrachtung der IG Pro Kandertalbahn im Oktober 2022. Hierfür braucht es aber den Willen des Ermöglichens. Letzteres haben die UnternehmerInnen des Kandertals bewiesen, die eine eigene Studie zur Wirtschaftlichkeit der Kandertal-S-Bahn auf eigene Kosten in Auftrag gegeben haben. Ich hoffe, dass man sich dies in der nun zu erfolgenden Nachuntersuchung zu Herzen nimmt. Bei der Wehratalbahn hat der Landkreis Waldshut bereits reagiert: Hier hat man das Untersuchungsszenario angepasst, als man merkte, dass man auf dem falschen Gleis war.
Dieser Artikel wurde auch am 31.12.22 in der „Oberbadische“ veröffentlicht.
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