Die ambulante Versorgung mit Ärzt:innen ist ein wichtiges gesellschaftliches und viel diskutiertes Thema. Aktuell ist wahrzunehmen, dass insbesondere für Kassenpatient:innen die Versorgung mit Haus- und Fachärzt:innnen immer schwieriger wird. Dennoch können in vielen Bereichen nicht mehr Ärzt:innen eine Praxis eröffnen.
Um Lösungsansätze zu finden, habe ich kürzlich einen Runden Tisch hierzu organisiert. Im Bonhoeffer-Saal in Schopfheim diskutierten Ärzt:innen, Patient:innen, die Kassenärztliche Vereinigung, Krankenkassen, das Landratsamt sowie Stadt- und Kreisräte, wie die ambulante Versorgung verbessert und zukunftsfähig gestaltet werden kann. Ausgangspunkt der Diskussion waren drei Impulsreferate von Marianne Merschhemke, Fachärztin für Gynäkologie und Stadträtin in Schopfheim, Doris Reinhardt, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), und Prof. Dr. Armin Grau, Mitglied der Grünen Bundestagsfraktion und im Bundestag Berichterstatter für die ambulante und stationäre Versorgung.
Die Teilnehmenden diskutierten konträr darüber, ob die aktuelle Struktur der Bedarfsplanung hilft, die ärztliche Versorgung der Menschen sicherzustellen. Diese Planung basiert auf den Grundlagen des Gemeinsamen Ausschusses auf Bundesebene. Einig waren sich jedoch alle, dass die Begriffe der bisherigen Planung missverständlich seien. Das Wort „Bedarfsplanung“ suggeriere Patient:innen, dass der tatsächliche Bedarf an ärztlicher Versorgung geplant werde. Das trifft aber nicht zu. Die „Bedarfsplanung“ stelle stattdessen dar, wie die bestehenden finanziellen Mittel auf die niedergelassenen Ärzt:innen verteilt werden. Eine Anpassung der Begriffe hin zur „Ausgabenplanung“ wäre eine klarere Kommunikation und würde die Erwartungen an das bestehende Instrument der Realität annähern.
Aus meiner Sicht sollte sich die medizinische Versorgung am Bedarf der Patient:innen orientieren. Nur eine klare Darstellung der Nachfrage in der medizinischen Versorgung kann verdeutlichen, was es braucht, damit Patient:innen nicht Monate auf Termine warten müssen. Gesellschaftliche Entwicklungen und regionale Besonderheiten müssen daher berücksichtigt und endlich eine echte Bedarfsplanung durchgeführt werden, die auch diesen Namen verdient. Deswegen werde ich mich mit diesem Anliegen an den Landessozialminister Manne Lucha wenden, damit er sich hierfür im Bund stark macht.
Einig waren sich alle Teilnehmer:innen zudem darin, dass es generell darum gehen müsse, die Attraktivität des Ärzt:innen-Berufs zu stärken. Hierzu müssen die veränderten Bedürfnisse der Ärzt:innen an ihren Beruf aufgegriffen werden. Lösungen hierfür können zum Beispiel kommunale oder genossenschaftliche Medizinischen Versorgungszentren sein. Diese ermöglichen den Ärzt:innen Teilzeitmodelle oder attraktive Anstellungsverhältnisse.
Das Protokoll der Veranstaltung ist hier zu finden. Zudem können Sie die Präsentationen der Referent:innen unter den folgenden Links abrufen:
- Dr. Marianne Merschhemke, Fachärztin für Gynäkologie und Stadträtin in Schopfheim,
- Dr. Doris Reinhardt, Vorsitzende der Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg
- Prof. Dr. Armin Grau, MdB und Berichterstatter für die ambulante und stationäre Versorgung im Bundestag.
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